Verlieren wir an Service oder gewinnen wir an Qualität?

Auf der Landkarte Sachsen-Anhalts und bundesweit verschwinden immer mehr Gastronomiebetriebe. Die Erscheinung ist bedauerlich, denn erst wenn das Wirtshaus fehlt, ist man sich des Verlustes bewusst.

Seit einigen Jahren treibt die gastgewerbliche Branche die Erscheinung um, dass aus Altersgründen Geschäfte ohne Nachfolgeregelung aufgegeben werden. Eine Erscheinung, die auch das Handwerk trifft. Immer weniger junge Leute wagen sich an Handwerks- oder landwirtschaftliche Berufe heran.

Dabei bringt eine solche Tätigkeit viel Eigenverantwortlichkeit, Entscheidungsfreiheit, Gestaltungsraum und kreative Umsetzungsmöglichkeiten mit sich. Es gibt bei aller Möglichkeit zur Digitalisierung von Prozessen eben doch Berufsgruppen, die müssen richtig Hand anlegen, um etwas zu bewegen. In der Paarung von Servicetalent, Modernisierungs- und Digitalisierungsbereitschaft, das Schauen über den eigenen Wirtshausteller und mit den Augen des Kunden entstehen auch im Gastgewerbe kreative neue Betriebe.

Aber zunächst einmal heißt es Abschied nehmen, von vielen Betrieben an angestammtem Platz, weil es diese eben nicht geschafft haben, als Traditionshaus oder mit neuem Anspruchsdenken zu überzeugen. Qualität als Kundenbindungsinstrument zu begreifen und zu leben, ist täglich harter Kampf und ein offenes Auge und Ohr.

Was den Neustart erschwert, ist die dünne Bewerberlage. Kreative Ideen brauchen Menschen, die diese umzusetzen gewillt sind. Daher haben LTV und DEHOGA eine gemeinsame Kampagne gestartet, die über einen längeren Zeitraum die gastgewerblichen Berufe positiv betrachtet.

Über das Tourismusnetzwerk Sachsen-Anhalt wird auf freie Stellen verwiesen. Eine Harmonisierung von Ausbildungsbedingungen, Mobilitätsfragen und Unterkunftsmöglichkeiten für Azubi´s und MitarbeiterInnen ist dringend angeraten, wenn man den Kampf um Arbeitskräfte gewinnen will.

Dazu zählt auch, dass die Aufenthaltsbedingungen für Arbeitskräfte außerhalb der EU eine handhabbare Regelung finden. Die Gastronomie ist längst auf ausländische ArbeitnehmerInnen angewiesen und verschließt sich diesen Beschäftigungsverhältnissen keinesfalls. Hier kann gelebte Integration stattfinden, wenn sie denn stattfinden kann.

Dem DEHOGA wäre es ein wichtiges Signal aus der Politik, sagt DEHOGAPräsident Michael Schmidt, wenn die Vielzahl der Umsatzsteuer-Regelungen vereinfacht würden, denn es ist schlecht zu kommunizieren, warum die Bockwurst im Straßenverkauf anders besteuert ist, als sitzend im Imbiss verzehrt und warum Schul- und Kinderspeisung mit 19 % zu essen ist, Studenten aber zu 7 % in der Mensa speisen dürfen.

Catering mit Porzellan soll mit 19 %, mit Einweggeschirr nur mit 7 % besteuert werden. Das finden wir weder nachhaltig noch nachvollziehbar, wundert sich selbst LTV-Vorsitzender Lars-Jörn Zimmer und stimmt dem DEHOGA-Präsidenten in seiner Forderung nach Vereinfachung auch dieser Regelung zu.

Lars-Jörn Zimmer
LTV-Vorsitzender Präsident

Michael Schmidt
DEHOGA Sachsen-Anhalt e.V

Magdeburg, den 16.09.2019